Doppeltes Lottchen 2009

Mit zwei Enten an zwei Tagen auf zwei Treffen war das Motto meines Wochenendes vom 19. und 20. September 2009. Samstags hatte mich der Ruf des Teilehändlers "Der Franzose" nach Vechta gerufen. Das Treffen hatte ich zuvor schon dreimal besucht, jedoch nie als Einzelbericht auf meiner Homepage erwähnt. Die Gründe hierfür sind, dass zum Einen der Veranstalter selbst das Ganze als Hausmesse und nicht als Treffen deklariert hat und sich zum Anderen echte Treffen irgendwie durch Übernachten, Lagerfeuer oder einem leichten Kater am nächsten Morgen auszeichnen. Da ich mich für Sonntag am Treffen in Wuppertal angemeldet hatte, war es naheliegend die Nacht in Vechta zu verbringen und auf dem Rückweg in Wuppertal vorbeizusehen. Mit Herrn Zentarra von der TÜV-Stelle in Wuppertal hatte ich vereinbart, meine im Umbau befindliche Nummer 2 mitzubringen, um die geplanten Karosserieänderungen auf ihre Durchführbarkeit zu prüfen. Also galt es die Rohkarosse meiner Nummer 2 auf dem geliehenen Anhänger (danke Elmar) zu befestigen und meine Nummer 1 für die Fahrt zu beladen. 7:00 Uhr am Samstag habe ich den Motor gestartet und mich auf den Weg in den Norden der Republik gemacht. Die Fahrt über die westerwälder Berge auf der B54 gestaltete sich mit der zusätzlichen Last am Haken deutlich langsamer als sonst. Um die Autobahnfahrt dürften mich sämtliche Sportwagenfahrer beneiden: "Drauf auf die Schnellstraße und trotz Hauptverkehrszeit (fast) nur Vollgas bis zum Ziel!"
In Vechta angekommen, wurde nach einigem Suchen noch ein Plätzchen für mein Gespann auf den schon fast überfüllten Stellflächen gefunden. Das Treffen erfreut sich stetig steigender Besucherzahlen und da neben 2CV-Teilen auch Ersatz für andere französische Klassiker in's Lieferprogramm des Franzosen aufgenommen wurden, finden sich zunehmend weitere Fahrzeugtypen rund um den aufblasbaren Eifelturm. Die Ladung auf meinem Anhänger wurde viel befummelt und kommentiert. Das war von mir durchaus so beabsichtigt, denn als Schweißerlehrling wollte ich so mal eine Standortbestimmung meiner Arbeit unter den Entenschrauberkollegen vornehmen. Die Kommentare bewegten sich dabei von "hast du gut gemacht" bis hin zu "Den Flickenteppisch-Murks den du da gemacht hast, kann ich nicht nachvollziehen." Ein Flickenteppisch ist es und das ist von mir so gewollt. Als Übungsobjekt will ich an dieser Karosse ja gerade das Ansetzen, Biegen und Einschweißen von Blechen erlernen und spätestens bei der Neugestaltung des Heckbereiches kann ich ja nicht mehr auf fertige Baugruppen zugreifen. Ich hab die ein oder andere Belehrung oder den Tip gerne gehöhrt und werde dahingehend weiter experimentieren. Gemittelt waren die Reaktionen aber positiv und daher werde ich mit meinem Projekt weitermachen.
Da ich mittlerweile nicht mehr jedem Sondermodell mit meiner Kamera hinterherlaufen muss und ich die Nacht über bleiben wollte, habe ich erstmals die angebotene Ausfahrt mitgemacht. Ziel der Kolonnenfahrt war das Gestüt des Springreiters Paul Schockemöhle, wo eine Führung durch die Stallungen stattfand. Diese Führung habe ich nicht miterlebt, da ich einem liegengebliebenen Kollegen Anschlepphilfe geleistet habe und auf dem Weg zum Ziel dann einmal falsch abgebogen bin... Als ich endlich eintraf, war die Führung gerade vorbei und ich bin nur einmal kurz an einigen Gebäuden vorbeigegangen.
Wieder im Industriegebiet angekommen, standen verstreut schon einige Zelte auf den verschiedenen Wiesenflächen. Vor dem Abendprogramm hab ich mich zu einer Probefahrt der besonderen Art begeben. Vom Franzosen wird zur Zeit eine Einspritzanlage für den 2CV Boxermotor entwickelt und der bereits fahrfertige Prototyp durfte getestet werden. Ich hab mich auf die Rückbank geschwungen und bin als Passagier mal eine Runde um den Block gefahren. Das Aufregendste an der Fahrt war, dass ich erstmals in meinem Leben auf der Rückbank in einer Ente gefahren bin. Das soll nicht heißen, dass die Einspritzergeschichte langweilig ist, sondern unterstreicht, dass die Technik bereits recht ausgereift ist. Der Motor startete sowohl kalt als auch warm und lief ruckelfrei ohne Murren. Das Für und Wieder lässt sich wohl erst in direkten Vergleichsfahrten mit serienmotorisierten Enten demonstrieren. Laut Holger, der die Entwicklung maßgeblich vorantreibt, sind vergleichende Fahrten in Sachen Elastizität und Kraftstoffverbrauch immer zu Gunsten des Einspritzer-Triebwerkes verlaufen. Wunder gibt's wohl keine, aber ma gugge, was da noch geht.
Abends gab's Livemusik von Frank sowie Konservenmusik im Treffenzelt und aus den Boxen so mancher Ente. Zusätzlich umkreiste Ansgar, der Chef vom Franzosen-Clan, ausgerüstet mit einem Tablett voller diverser Schnäpse, das Festgelände. Bevor die Kreise um mich allzu eng wurden, habe ich mich zum Schlaf in mein Auto zurückgezogen.
Morgens erwacht, habe ich nur kurz meine Einkaufsliste abgearbeitet und mich von alten und neuen Freunden verabschiedet. Kurz war nicht wirklich kurz und nach dem Volltanken zeigte die Uhr bereits "High Noon", als ich endlich wieder die Autobahn unter den Rädern hatte.
Die Strecke nach Wuppertal war glücklicherweise staufrei, aber erst nach 14:00Uhr konnte ich auf das TÜVgelände fahren. Wie bereits in Vechta war meine Rohkarosse schnell ein Gesprächsthema und somit bin ich fast gar nicht zum Fotografieren gekommen. Mit Herrn Zentarra konnte ich die bereits vorgenommenen und geplanten Änderungen durchsprechen und harte Kritik an meinem Flickenteppich habe ich keine abbekommen - ich kann demnächst also beruhigt weiterschrauben. Aufgrund meines verspäteten Eintreffens habe ich einige Fahrzeuge nur noch wegfahren gesehen, aber meine beiden Fotoreporter vor Ort (Anke und Mike) haben mich nachträglich mit Material versorgt. Enten-Rudi war mit einem Verkaufsstand auf dem Gelände. Im Angebot hatte er viele Spezialwerkzeuge oder ganz spezielle Entenanbauteile, die er so in seinem langjährigen Schrauberleben ersonnen und angefertigt hat. Erworben habe ich einen Satz Drehteile zum Austreiben der Achsschenkelbolzen für meine selbstgebaute Wagenheberpresse. Das Verkaufsgespräch mit ihm war nicht nur lehrreich, sondern auch recht lange und so musste ich anschließend umgehend mein Gespann starten und die Heimreise antreten. Wuppertal war von den Leuten vom TÜV und vom Autohaus Geiger wieder hervorragend organisiert und ich werde nächstes Jahr wieder auf den Hof fahren - meine Panikattacken beim Wort "TÜV" gehöhren allmählich der Vergangenheit an...

Hausmesse und Oldtimertreffen beim Franzosen in Vechta 2009

"TÜV meets 2CV" in Wuppertal